Im Centre
Zurück zu den NachrichtenEhrung ihrer Vorfahren
Tausende Australier werden sich am ANZAC Day in Villers-Bretonneux versammeln, viele von ihnen, um einem Vorfahren, der an der Westfront gedient hat, die Ehre zu erweisen.
Immer mehr Australier wollen etwas über die Männer und Frauen in ihren Familien in Erfahrung bringen, die damals im Krieg waren. Geweckt wurde dieses Interesse u. a. durch die ANZAC-Gedenkfeierlichkeiten zum hundertsten Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges. Hilfe finden die Betroffenen in diversen Online-Archiven.
Vor Kurzem rief das Sir John Monash Centre australische Familien dazu auf, zu erzählen, was ihre Familienmitglieder an der Westfront alles erlebt haben.
Die zahlreichen Reaktionen auf diesen Aufruf waren überwältigend. Die Geschichten waren ergreifend, herzzerreißend, tragisch, unglaublich heroisch und manchmal auch einfach unfassbar – und diese Erinnerungen werden nun mit der Welt geteilt, über den Rundfunk und auf Facebook.
Zu denen, die am Gedenkgottesdienst in Villers-Bretonneux teilnehmen werden, gehören eine 14-köpfige Familie, bestehend aus drei Generationen, eine Gruppe Vietnamveteranen, die sich „Grocers and Gunners“ nennt, sowie zwei Zweige einer australischen Familie, die bis vor Kurzem gar nichts von der Existenz der jeweils anderen Familie wussten.
Einige werden an Führungen über die Schlachtfelder teilnehmen, während andere auf eigene Faust den australischen Weg des Gedenkens von Belgien nach Nordfrankreich erkunden werden.
Das ist auch für Kinder relevant, denn Eltern und Großeltern wollen die zukünftigen Generationen aufklären und zusammen mit den Kindern auf den Feldern den Spuren ihrer Vorfahren folgen.
Gemeinsam ehren sie Infanteristen, Kanoniere, Piloten, Artilleristen, Krankenträger, Ärzte, Krankenschwestern, Quartiermeister, Fahrer, Klempner, Tunnelbauer, Büroangestellte und Tischler, die alle ihren Teil zu den Kriegsanstrengungen der Alliierten beitragen haben.
Manche Stammbäume lassen sich bis in die Kolonialzeit Australiens zurückverfolgen. Ein Vorfahre ist der direkte Nachkomme zweier Strafgefangener der First Fleet. Ein anderer ist mit John Adams, dem letzten Überlebenden der Meuterei auf der Bounty (1789), verwandt. John Adams ließ sich damals auf Pitcairn Island nieder.
Die alles beherrschenden Themen sind unglaublicher Mut und Opferbereitschaft: Männer, die den Ersten Weltkrieg überlebt haben und sich dann 21 Jahre später im Zweiten Weltkrieg erneut zum Kriegsdienst meldeten; Männer, die Kruzifixe herstellten oder Gräber registrierten, die Gefallenen erfassten, sie identifizierten und dafür sorgten, dass sie ordentlich bestattet werden konnten; und Überlebende, die verwundet und kriegsversehrt in ihre Heimat zurückkehrten.
Darüber hinaus gab es natürlich noch die persönlichen Schicksale an der Heimatfront: gramerfüllte Familien, die die Hoffnung nicht aufgeben wollten, am Boden zerstörte Eltern, die den Verlust nie verwinden konnten, Familien, die all ihre Söhne und Töchter verloren haben, und Frauen, die ihre Kinder allein großziehen mussten und auf bewundernswerte Weise ihre Farmen bewirtschafteten, ihren Haushalt erledigten und sich in den Organisationen für Kriegswitwen engagierten.
Einige der Gäste sind der Geschichte ihrer Vorfahren beim Militär auf die Spur gekommen und werden Andenken am australischen Nationaldenkmal oder auf den Friedhöfen niederlegen. Andere jedoch tappen immer noch im Dunkeln, weil ihre Angehörigen nach wie vor als vermisst gelten oder weil die Betroffenen „nicht über den Krieg sprechen“ wollten.
Wenn Sie am ANZAC-Day-Gottesdienst in Villers-Bretonneux teilnehmen und von der militärischen Geschichte eines Vorfahren an der Westfront (1916-18) erzählen möchten, wenden Sie sich bitte per E-Mail an: [email protected]