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Wein und Krieg: die Ursprünge von „plonk“

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Veröffentlicht am 22 Januar 2018

An der Westfront boten französische Cafés Erholung von der zermürbenden Allgegenwart des Stellungskriegs.

Der Infanterist Maurice Graffet Neal erinnerte sich: „Trotz alledem hatten wir auch eine ganze Menge Spaß … zuweilen. Das wurde noch besser, wenn wir ein bisschen Bargeld hatten und in den Estaminets gewesen waren, wo „vin rouge“ und „vin blanc“ für gute Laune sorgten.[1]

Während des Krieges entwickelten viele australische Soldaten eine Vorliebe für vin blanc oder vin rouge. Ganz anders als heute, wo die vielen verschiedenen regionalen Spezialitäten alle einer strikten Qualitätskontrolle unterliegen, waren die Weine von damals dafür bekannt, billig zu sein und gute Laune zu machen.

Australische Soldaten nannten sie „vin blank“ und „vin roush“, was zu den umgangssprachlichen Ausdrücken für Trunkenheit („von blinked“) und Kater („point blanc“) führte. Wahrscheinlich leitet sich von einer Abwandlung dieser Begriffe auch der Ausdruck „plonk“ ab, der für billigen, minderwertigen Wein steht und sich dauerhaft gehalten hat.

Der Historiker Nick Johnson kam zu der Erkenntnis, dass der Wein in Strömen floss, wenn auch nicht ganz so sehr unter Commonwealth-Truppen.

Einen Monat nach Kriegsausbruch gab die französische Armee eine tägliche Weinration an ihre Soldaten aus – einen Pinard, einen minderwertigen Rotwein, der (in dem Marschlied „Ode to Pinard“) mit Benzin oder Dünger verglichen wurde.

Französische Infanteristen erhielten 500 ml Wein am Tag und wenn kein Wein verfügbar war, wurde er durch Bier, Cidre oder Weinbrand ersetzt. Weinbrand wurde als „flüssige Tapferkeit“ häufig direkt vor einem Angriff ausgegeben.

Der Infanterist Maurice Graffet Neal erinnerte sich: „Trotz alledem hatten wir auch eine ganze Menge Spaß … zuweilen. Das wurde noch besser, wenn wir ein bisschen Bargeld hatten und in den Estaminets gewesen waren, wo „vin rouge“ und „vin blanc“ für gute Laune sorgten.

Rotwein blieb jedoch das gängigste alkoholische Getränk und zu besonderen Anlässen gab es auch Gewürzwein oder Sekt.

Die britische Regelung (und die Australiens) war etwas konservativer. Commonwealth-Soldaten bekamen mit Ausnahme muslimischer Männer aus den britischen Kolonien eine tägliche Ration Rum.

In der Regel wurde morgens eine Unze (28 ml) ausgegeben, die manchmal mit Tee oder Kaffee gemischt war.

Der Soldat und Dichter Siegfried Sassoon erinnert sich in seinen Memoiren: „Wir hatten ein bisschen Rum im Leib und konnten etwas zum Lachen finden. Unser Gelächter loderte auf wie die Flammen der Lagerfeuer in der Abenddämmerung, um bald darauf wieder zu ersticken.“[2]

Der Krieg hat die französische Weinherstellung für alle Zeiten verändert, da große Landschaftsgebiete, darunter auch Teile der Champagne, zerstört wurden, aber in Untergrund-Kellern wurde aus von Frauen und Kindern gelesenen Trauben immer noch Wein hergestellt.

Nach dem Krieg wurden die Weinberge mit besserer Planung wieder errichtet und 1919 führte die französische Regierung im Rahmen neuer Gesetze zur Weinherstellung und der Einrichtung von 12 Hauptregionen die gesetzliche Bezeichnung Appellation d’orgine contrôlée ein.

Das umkämpfte nördliche Gebiet Alsace wurde an Frankreich zurückgegeben und ist heute – zusammen mit Lorraine, Chablis und Champagne – weltberühmt für seine Weißweine, insbesondere die Champagne.

Aber vin rouge oder vin blanc werden auch in heutigen Cafés noch in Karaffen und Krügen serviert und sogar von einem Zapfhahn hinter der Theke gezapft.

Referenzen

[1] Maurice Graffet Neal. A Long Way to Tipperary: Bombs, Bullets and Bravery in the Trenches of World War I.

[1] Siegfried Sassoon. Memoirs of an Infantry Officer. London: Faber & Faber, 1931. 84.

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