
Geschichte
Zurück zu den NachrichtenPasschendaele

„Ich starb in der Hölle – sie nannten sie Passchendaele. Ich war nur leicht verwundet und humpelte gerade zurück, als ein Geschoss punktgenau auf dem Holzsteg explodierte: So fiel ich denn in den bodenlosen Schlamm und verlor das Licht.“
Aus dem Gedicht „Memorial Tablet“ von Siegfried Sassoon, seines Zeichens britischer Offizier, der für seine Gedichte über den Ersten Weltkrieg berühmt geworden ist. Außerdem ist er wegen seines selbstmörderischen Wagemuts, für den ihm das Military Cross des Vereinigten Königreichs verliehen wurde, auch als „Mad Jack“ bekannt.
Die Dritte Flandernschlacht, besser bekannt als Passchendaele, nach dem verwüsteten Dorf, welches das letztendliche Ziel der Kampagne darstellte, bestand aus einer Reihe von Kämpfen zwischen Juli und November 1917. Passchendaele war die zweitgrößte Schlacht, in der alliierte Truppen während des Krieges kämpften. Beteiligt waren australische, belgische, britische, neuseeländische, südafrikanische, indische und kanadische Soldaten.
Ziel der Schlacht war es, die Deutschen von der belgischen Küste zu vertreiben und einen deutschen Rückzug aus den nördlichen Gebieten der Westfront zu erzwingen. Australier spielten in vielen der Angriffskämpfe von Passchendaele eine Rolle, darunter Menin Road, Polygon Wood, Broodseinde Ridge, Poelcappelle und andere.

Zu Beginn der Schlacht am 16. Juli versuchten die Alliierten, die deutschen Verteidigungslinien vor dem Infanterieangriff durch ausgedehntes Bombardement dem Erdboden gleichzumachen. Fünfzehn Tage lang gingen mehr als vier Millionen Artilleriegeschosse auf die Deutschen nieder, ergänzt um eine ebenfalls beträchtliche Menge von der französischen Sechsten Armee. Der Infanterieangriff umfasste Feuerwalzen und Panzer und konnte unter erheblichen Verlusten von 27.000 Mann am ersten Angriffstag eine Reihe an Zielen erfolgreich einnehmen.
Das zeitlose Bild von Passchendaele ist das eines wüsten, nackten Schlachtfelds, eines Schlammmeeres, das von Granattrichtern zernarbt ist. Das menschliche Elend derjenigen, die versuchten, in diesem matschigen Sumpf zu kämpfen und zu überleben, hat sich tief ins kollektive Bewusstsein eingegraben. Menschen und Tiere ertranken in Schlamm, der stellenweise über einen Meter tief war. Die feuchten Verhältnisse bremsten das Vorankommen der Infanterie und verminderten vor allem die Genauigkeit und Effektivität des alliierten Artilleriesperrfeuers ganz erheblich.

Der zähflüssige Schlamm bot den Artilleriegeschützen keinen stabilen Untergrund, auf den die Kanoniere angewiesen waren, um ihr Gerät einzuschießen. Die schlammigen Bedingungen beeinträchtigten selbst die Detonation der Artilleriegeschosse. Viele explodierten im weichen Matsch erst gar nicht, oder die Wucht ihrer Detonation wurde vom Schlamm absorbiert. Kanonier Bertram Stokes von der 3. Brigade der New Zealand Field Artillery war sich schmerzlich bewusst, wie sehr die Infanterie auf Unterstützung durch die Artillerie angewiesen war, als er seiner Verzweiflung Ausdruck verlieh:
„Die Munition war verdreckt und musste gereinigt werden… Wir begannen zu schießen und mit jedem Schuss grub sich die Waffe in den Schlamm… Zahlreiche unserer Jungs, die verwundet worden waren, kamen zurück… sie erzählten alle die gleiche Geschichte: Von mit Wasser gefüllten Gräben, von im Schlamm festsitzenden Männern, von Stacheldraht, der nicht durchtrennt werden konnte, weil unser Artilleriesperrfeuer nicht voll verfügbar war, und auch von Geschossen, die sich einfach in den Schlamm gruben, ohne zu explodieren.“


Jedes Mal, wenn die Artillerie festen Boden treffen konnte, sahen die Ergebnisse entsprechend besser aus. Leutnant Cyril Lawrence von den australischen 1st Field Company Engineers wurde Zeuge einer derartigen Situation: „Ich sehe einen Mann auf einem Bunker stehen – ein Geschoss explodiert in der Nähe und er wird sechs Meter hoch in die Luft geschleudert und fällt dann wie ein Stein zu Boden.“ Im Oktober wurde den Alliierten mit der Niederlage und fast kompletten Aufreibung ihrer italienischen Verbündeten durch die österreichisch-ungarischen und deutschen Streitkräfte in der Schlacht von Caporetto ein schwere Schlag versetzt. Die Italiener verloren 600.000 Soldaten, darunter 10.000 Tote, 30.000 Verwundete, 280.000 Gefangene und geschätzt 350.000 Deserteure. Durch die italienische Niederlage waren die Briten und Franzosen gezwungen, Truppen von der Westfront abzuziehen, um der italienischen Armee unter die Arme zu greifen. Im selben Monat hatten ihre Anstrengungen, die Deutschen aus Passchendaele zu vertreiben, nur begrenzten Erfolg.
Am 6. November rückte die kanadische Infanterie dann endlich in das Dorf Passchendaele ein und vertrieb die Deutschen in einem erbitterten Kampf um jeden Meter, bei dem die Kanadier viele Gefangene machten. Der nächste Angriff, bei dem die Stellungen erfolgreich ausgebaut werden konnten, erfolgte am 10. November durch britische und kanadische Truppen. Passchendaele wurde von den Alliierten mit 275.000 Verlusten bezahlt und der gesamte Geländegewinn fiel im Zuge der deutschen Offensive des Folgejahrs wieder an die Deutschen.

Passchendaele zementierte den guten Ruf, den sich die Anzacs in den vorigen Kriegsjahren verdient hatten. Ihre Fähigkeiten waren in den höchsten Rängen des britischen Militärs und der politischen Elite durchaus zur Kenntnis genommen worden. Nach dem Krieg verlieh David Lloyd George, der während des Krieges britischer Premierminister war, seiner Bewunderung für die Anzacs und andere Truppen aus dem britischen Herrschaftsgebiet folgendermaßen Ausdruck:
„Im Sommer 1916 waren sie in Frankreich, und im Juli kämpften sie an der Somme. Danach wurde ihnen, wie den Kanadiern, die grimmige Ehre zuteil, bei Angriffen an vorderster Front zu kämpfen und sich überall dort in die Schlacht zu stürzen, wo sie am heftigsten tobte. Im Juni 1917 sprengten und kämpften sie sich den Messines-Bergrücken hinauf und im September wurden sie in den Schlamm von Passchendaele geworfen.“