
Geschichte
Zurück zu den NachrichtenEin Australier erinnert sich an seine Zeit in Frankreich, 1938

1938 lud man Lieutenant-Colonel Ross Jacob ein, bei der Enthüllung des australischen Nationaldenkmals in Villers-Bretonneux die heimgekehrten Militärangehörigen Australiens zu vertreten.
Er zeichnete seine Beobachtungen für Sir Gilbert Dyett, einen Kollegen von Sir John Monash, auf. Dieser Brief über seine Reise an die ehemalige Westfront, an der er das 10. Bataillon befehligte, ist mittlerweile im Besitz der Commonwealth War Graves Commission in England. Er bietet einen Eindruck vom damaligen Empire und gibt einen Einblick in die Zeremonie, die vor 80 Jahren in Villers-Bretonneux stattfand.
26. September 1938, Adelaide
Bei Ankunft in London am 11. Juli (die Enthüllungszeremonie musste wegen des bedauerlichen Todes der Königinmutter verschoben werden) beschloss ich, mir die Soldatenfriedhöfe in Frankreich und Belgien anzusehen, und traf mich in Bourlogne mit Sir Fabian Ware, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Imperial War Graves Commission.
Einen Großteil der Woche verbrachte ich damit, die Soldatenfriedhöfe zu erkunden, und ich war sehr beeindruckt davon, wie wunderbar gepflegt die Friedhöfe waren. Es handelte sich im Grunde genommen um wunderschöne Gärten.
In Ypern legte ich am Menentor im Namen der Division einen Kranz nieder.
Am 22. Juli fuhren wir mit einem Sonderzug nach Villers Bretonneux [von Paris aus] ab. Es war ein schöner Tag für die Enthüllung und ich hatte die Gelegenheit, die Asche der Karten und Bänder, die mir die Division anvertraut hatte, über den Gräbern der australischen Soldaten zu verstreuen.
Pater Green hielt eine kurze und passende Ansprache. Danach wurde die Asche verstreut.
Nachdem man ihr mitgeteilt hatte, dass ich der alleinige Vertreter der ehemaligen Militärangehörigen Australiens sei, fragte mich Ihre Majestät, die Königin, ob ich den ganzen langen Weg auf mich genommen habe, um bei der Enthüllung anwesend zu sein.
Als ich „Ja, Eure Majestät“ antwortete, wandte sie sich an den König und sagte: „Wie wundervoll.“
In diesem Moment spürte ich so sehr wie nie, welch wundervolle Ehre es war, die ehemaligen Militärangehörigen Australiens repräsentieren zu dürfen.
Der König und die Königin inspizierten die Ehrenwache von ungefähr 400 Soldaten und ein kleiner französischer Junge überreichte der Königin einen Strauß Mohnblumen, die er auf den umliegenden Feldern gepflückt hatte. Man konnte sehen, wie die Königin dem König, der sich unmittelbar vor ihr befand, etwas zuflüsterte.
Ich sah, wie er zustimmend nickte, woraufhin sie würdevoll zum Kranz des Königs schritt und den Strauß dort niederlegte. Sie verneigte sich und verweilte so für einen Moment in aller Stille. Dann kehrte sie zu Seiner Majestät zurück.
Es war sehr erfreulich, dass so viele Soldaten die Ehrengarde bildeten.
Diese Männer waren entweder zu Besuch in England oder auf dem europäischen Festland oder sie wohnten dort. Es war auch schön, dass der König und die Königin ihnen so viel Aufmerksamkeit widmeten.
Ich verließ England auf der „Queen Mary“ am 3. August und befand mich auf diesem prachtvollen Schiff, als es den Rekord zwischen South Hampton und New York brach. An einem Tag schaffte es die unglaubliche Geschwindigkeit von 36 Meilen pro Stunde.
Ich war froh, wieder im guten, alten Australien zu sein, und ich freute mich auf den A.I.F.-Ball [in Melbourne], um dort all meine alten Kameraden wiederzutreffen.
Mit freundlichen Grüßen
R. B. Jacob