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Zurück zu den NachrichtenBelgische und französische Belfriede: Teil des Weltkulturerbes
Sie können so gut wie jede Stadt an der ehemaligen Westfront des Ersten Weltkriegs besuchen und werden auf einen kunstvoll verzierten Turm oder Belfried stoßen, der die Dächer überragt.
Die Glockentürme, die in Belgien und Frankreich zwischen dem 11. und 20. Jahrhundert errichtet wurden, symbolisierten Autonomie, Macht und Reichtum.
Heute stellen die Belfriede Belgiens und Frankreichs eine Gruppe 56 historischer Gebäude dar, die von der UNESCO in Anerkennung ihrer architektonischen Bedeutung zum Weltkulturerbe erklärt wurden.
Den Anfang machten hierbei 1999 32 Türme in der Flämischen und Wallonischen Region Belgiens, die 2005 um 23 weitere Exemplare in Gembloux (Wallonische Region) sowie dem Nord-Pas-de-Calais und der Picardie in Frankreich ergänzt wurden.
Einer der spektakulärsten ist Teil der Tuchhallen in Ypern (Ypres), Belgien, mit deren Bau im 13. Jahrhundert begonnen wurde.
Nachdem sie durch wiederholtes Artilleriefeuer im Ersten Weltkrieg zerstört worden waren, wurden die Tuchhallen zwischen 1928 und 1967 wieder errichtet und beherbergen heute das In Flanders Fields Museum. Das Museum vermittelt die Geschichte des Ersten Weltkriegs an der westflämischen Front und ist eine bedeutende Station des Australian Remembrance Trail, der an der Westfront entlangführt.
Das Gebäude, das von den Einheimischen Lakenhalle genannt wird, gibt 49 Glocken ein Zuhause, die in einem „Carillon“ genannten Glockenspiel angeordnet sind, das in der ganzen Stadt zu hören ist und zu besonderen Anlässen wie dem Remembrance Day gespielt wird.
Ursprünglich wurden Belfriede als frei stehende Türme oder Teil eines Rathauses gebaut, obwohl das Weltkulturerbe auch einige Kirchtürme umfasst, die außerdem als Wachtürme oder zur Katastrophenwarnung dienten.
Auch allgemein erfüllten Belfriede wichtige praktische Aufgaben – sie dienten der Gemeinde als Glockenturm, Stadtarchiv, Schatzkammer, Sitzungssaal für Ratsversammlungen sowie als Wachturm und Gefängnis.
Sie wurden im Herzen von Ballungsgebieten oder kleiner Städte errichtet, oft an Marktplätzen oder neben Rathäusern, und standen für Verteidigungsfähigkeit, Schutz, Zuflucht und Frieden.
Heute ermöglichen die Belfriede Belgiens und Frankreichs tiefe Einblicke in die Geschichte ihrer Stadt oder Region, die Zeit ihrer Erbauung, lokale Baumaterialien und die Persönlichkeiten der Handwerker und ihrer Gemeinden.
Diejenigen von ihnen, die währen der zwei Weltkriege beschädigt worden waren, wurden wieder aufgebaut und restauriert, und legen nun Zeugnis über ihre eigene Wichtigkeit und Bedeutung ab.
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