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Australische Kriegsgefangene

Eine deutsche Sammelstelle am Morgen des 20. Juli nach der Schlacht von Fromelles (Fleurbaix) mit verwundeten australischen Kriegsgefangenen (AWM A01551).

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Veröffentlicht am 30 Juni 2018

Wenn sie sich zum Kriegsdienst melden, rechnen wohl nur wenige Soldaten der Land-, See- und Luftstreitkräfte damit, in Gefangenschaft zu geraten und so den ganzen Krieg über den Launen des Feindes ausgeliefert zu sein. Doch genau wie Tod und Krankheit unvermeidlich Teil des Krieges sind, ist es auch die Gefangenschaft.

Angefangen vom Burenkrieg bis hin zum Koreakrieg haben Australier Gefangenschaft erlebt, aber wenn man sich einmal ansieht, welchen Platz Kriegsgefangene in der australischen Militärgeschichte einnehmen, wurden einige mehr oder weniger „vergessen“.

Es gibt eine Tendenz, sich auf „operative“ Militäreinsätze zu konzentrieren – mit anderen Worten auf die Menschen und Ereignisse, die den Verlauf und das Ergebnis von Kriegen direkt beeinflusst haben. Dennoch wurden nicht alle australischen Kriegsgefangenen stiefmütterlich behandelt.

Wenn die meisten Australier heutzutage an Kriegsgefangene denken, werden sie sich wahrscheinlich an Geschichten über die Männer und Frauen erinnern, die während des Zweiten Weltkriegs Gefangene der Kaiserlich Japanischen Armee waren.

Dafür gibt es eine Reihe nachvollziehbarer Gründe: Sie stehen für die größte Anzahl australischer Soldaten, die damals wie heute in einem Konflikt in Kriegsgefangenschaft geraten sind; und sie mussten Brutalitäten und Schrecken erleiden, wie man sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Während diese Ereignisse wohl auch weiterhin andere australische Kriegsgefangenen-Erfahrungen in den Schatten stellen werden, ist es wichtig, auch all die anderen nicht zu vergessen und sich klarzumachen, was jedem einzelnen australischen Kriegsgefangenen widerfahren ist. Kriegsgefangenschaft ist unabhängig vom jeweiligen Krieg eine schwierige und konfliktgeladene Erfahrung.

Seit Anfang der Geschichtsschreibung wurden in Kriegszeiten Gefangene genommen – sowohl Kämpfer als auch Zivilisten. Bis zum 20. Jahrhundert gab es nur wenige international anerkannte „Gesetze“, die regelten, wie Kriegsgefangene zu behandeln waren. Zuvor wurde ihnen entweder die Freiheit geschenkt oder sie starben durch Hinrichtung oder Misshandlung in Gefangenschaft.

Die internationalen Haager Verordnungen von 1899 und 1907 umfassten Richtlinien für die Behandlung von Kriegsgefangenen, aber die beispiellosen Bedingungen des Ersten Weltkriegs zeigten, dass die Regeln geändert und verschärft werden mussten.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg verabschiedete eine Gruppe von Staaten am 27. Juli 1929 in Genf eine Erklärung namens „Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen“.

Australische und britische Gefangene, die während der Schlacht von Fleurbaix während des 19. Juli 1916 und 20. Juli 1916 gefangen genommen wurden, wurden durch die Straßen der Stadt begleitet. Dieses Foto wurde vom Spender in den Gräben von Villers Bretonneux (AWM A02239) aufgenommen.

Dieses Abkommen legte allgemeine Regeln für die Behandlung von Kriegsgefangenen fest und zielte darauf ab, gefährdete und wehrlose Personen zu schützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg löste die dritte Auflage der Genfer Konvention von 1949 das Abkommen von 1929 ab.

Ob diese Richtlinien in Kriegszeiten tatsächlich befolgt werden, hängt von den jeweiligen Staaten, Befehlshabern und Einzelpersonen ab. Staaten, welche nicht zu den Unterzeichnern der Genfer Konvention von 1929 zählten, konnten geltend machen, nicht zur Einhaltung dieser Vorschriften verpflichtet zu sein.

Japan hatte die Genfer Konvention zwar unterzeichnet, aber das Parlament hatte sie nicht ratifiziert (formell abgesegnet), sodass die japanischen Streitkräfte das Recht für sich beanspruchten, ihre Kriegsgefangenen nach eigenem Gutdünken für Arbeiten aller Art einzusetzen.

Der Erste Weltkrieg, auch bekannt als der Große Krieg, sollte eine schreckliche Erfahrung für Australien werden, das sich gerade erst zu einem Bundesstaat zusammengeschlossen hatte.

Ein Krieg, der zur Feuertaufe wurde und Zehntausende junger Männer das Leben kostete, aber auch die Grundlage für neue patriotische Traditionen und eine zunehmend eigenständige nationale Identität schaffte, die sich von Großbritannien emanzipierte.

Während des Ersten Weltkriegs wurden ungefähr 60.000 australische Soldaten getötet, etwa 160.000 wurden verletzt. Mehr als 4.070 Australier verbrachten den Krieg als Gefangene.

Während der Gallipoli-Kampagne kam es zur ersten Gefangennahme von Australiern durch die osmanischen (türkischen) Streitkräfte, am Ende sollten es 217 sein. Das AE2, Australiens zweites Kriegs-U-Boot, wurde am 30. April 1915 im Marmarameer versenkt.

Nachdem sie vom türkischen Torpedoboot Sultan Hisar getroffen worden war, sah sich die 32-köpfige Besatzung gezwungen, das U-Boot aufzugeben, und alle wurden gefangen genommen. Die Mannschaft der AE2 wurde zum Bau einer Eisenbahnstrecke in der Südtürkei gezwungen. Vier der Seeleute starben in der Gefangenschaft an Krankheit und Hunger.

Andere Australier wurden während der Gallipoli- und Nahost-Kampagnen bei Kämpfen an Land gefangen genommen, und auch australische Flieger teilten dieses Schicksal im heutigen Irak. Ein Viertel der australischen Kriegsgefangenen starb in türkischer Gefangenschaft aufgrund von schlechter Nahrungsversorgung und Krankheit.

Auf den Schlachtfeldern der Westfront wurden 1916–1918 3.853 australische Soldaten von deutschen Einheiten gefangen genommen, die meisten davon wurden in Deutschland festgehalten. Ein Drittel dieser australischen Gefangenen wurde am 11. April 1917 bei der ersten Schlacht von Bullecourt in Nordfrankreich gefangen genommen. Auch einige australische Flieger wurden abgeschossen und von den Deutschen festgesetzt.

Obwohl von diesen australischen Gefangenen im Vergleich zu ihren Kameraden in osmanischen Lagern eine größere Zahl überlebte, hatten sie es alles andere als leicht, und ihre Wärter waren im Allgemeinen unbarmherzig. Die Situation war beengt (die Deutschen hielten während des Kriegs über fünf Millionen alliierte Kriegsgefangene fest) und die Nahrungsmittelversorgung wurde oft unterbrochen, insbesondere während der alliierten Blockade von 1917–1918. Wer kein Offizier war, wurde von den Deutschen häufig zu kriegsrelevanter Arbeit gezwungen – ein klarer Verstoß gegen.

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